Archiv der Kategorie: Beobachtung des Tages

Schön und nützlich?

Bei meinem letzten Waldspaziergang im Wienerwald ist mir ein wunderschöner Käfer begegnet.

Ich hatte kein Bestimmungsbuch dabei und Käfer sind für mich ganz schön schwer zu bestimmen. Also habe ich schnell ein Foto gemacht und hier um Hilfe gefragt. Das Ergebnis: Pyrochroa coccinea, der Scharlachrote Feuerkäfer.

Leuchtend rot, wie ein angelutschtes Hustenzuckerl. Der Scharlachrote Feuerkäfer.

Ganze sechs wissenschaftliche Publikationen fördert die Datenbank zu Tage, die populärste davon wurde nur sechsmal zitiert. Nicht gerade viel. Doch wenn eine es auf die zweite Seite der Suchergebnisse schafft, dann wird klar, der Käfer ist schon lange bekannt, bereits 1760 wurde er von Linné beschrieben.

Schön und nützlich?

Der Käfer ist hübsch, aber spannend ist eigentlich die Larve. Sie lebt in Totholz und ernährt sich räuberisch von anderen Insektenlarven, darunter auch Borkenkäferlarven. Daher wird der Käfer auch als Nützling bezeichnet. Eine Studie von 2012 deutet jedoch darauf hin, dass die Larven eher von Pilzen infiziertes Holz fressen.  Dabei fressen sie auch andere Insekten, die ihnen im Weg sind.
Wenn ich beim Radfahren mit offenem Mund ein paar Fliegen schlucke, würde noch niemand behaupten, ich würde Fleisch essen.

Die Larve als räuberisch zu bezeichnen ist daher wohl etwas zu enthusiastisch. Trotzdem könnten Feuerkäferlarven die Borkenkäferlarven in einem dicht infizierten Stamm stark dezimieren.

Roter Käfer
Die erwachsenen Käfer ernähren sich eher von Pflanzensäften oder Blattlauspipi (echt jetzt!).

Geht das überhaupt?

Das hängt davon ab, ob die beiden Käfer zur gleichen Zeit im Baum vorkommen. Wer nicht da ist, kann auch nicht zufällig Borkenkäferlarven fressen.

Da sich der Scharlachrote Feuerkäfer vermutlich hauptsächlich von pilzinfiziertem Holz ernährt, kommt er wahrscheinlich vermehrt in bereits länger abgestorbenen Bäumen vor. Dass er die Borkenkäferlarven  jener Arten frisst, die gesunde Bäume befallen, erscheint mir deshalb unwahrscheinlich.

Wer kennt sich hier aus? Weißt du was über Nützlinge?

 

Quellen:

http://www.donauauen.at/?story_id=1087

http://www.lwf.bayern.de/waldschutz/monitoring/065609/index.php

Zdenek B. et al. (2012): Sharing the same space: foraging behaviour of saproxylic beetles in relation to dietary componets of morphologically similar larvae, Ecological Entomology

Mit Wanzen tanzen

Letztens, beim Apfelbaumfällen im Schanigarten, ist mir dieses nette Tierchen fast in die Säge gelaufen.

Streifen Wanzen
Wow, sieht fast so aus wie die Hose von meinem Lieblingsclown.

Schnell ein Foto gemacht, um 23:00 in der Facebook-Gruppe gepostet und um 23:05 gabs schon die Antwort: eine Streifenwanze, Graphosoma lineatum.

Streifenwanzen mögens gerne trocken und warm, daher findet mensch sie auf sonnigen Wiesen und sogenannten Trockenrasen. Außderdem süffeln sie gerne den Saft von Doldenblütlern.

Ich wittere Gefahr für mein Gemüse. Werden meine Pastinaken jetzt verschrumpeln, weil sie von dieser hübschen Wanze ausgeschlürft werden? Nein, denn angeblich hat die Schlürferei keine Folgen für meine Pflanzen.

Bei der Recherche habe ich wieder einmal gemerkt, dass eben doch nicht alles im Internet steht. Zu Lebensweise und Entwicklung finde ich einige oberflächliche Informationen, zur Bedeutung für das Ökosystem habe ich jedoch nichts gefunden.

Funfact: Die Saugrüssel der Streifenwanze werden in der Bionik als Modelle für für Mikropumpen verwendet. Mikropumpen werden unter anderem in der Biotechnologie, Medizintechnik und Prozesstechnik verwendet. Wie der Name schon sagt werden sie verwendet um extrem kleine Flüssigkeitsmengen zu übertragen.

Wow, seht euch die Liste an Anwendungsfeldern für Mikropumpen an!

 

 

Quellen:

http://www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Insekten/Wanzen/TWA-575.html

http://www.natur-lexikon.com/Texte/MZ/002/00188-Streifenwanze/mz00188-Streifenwanze.html

Woias P. (2005): Micropumps—past, progress and future prospects, Sensors and Actuators B: Chemical, Volume 105, Issue 1

https://de.wikipedia.org/wiki/Mikrofluidik