Naturtagebuch nach dem Workshop

Ein Naturtagebuch führen

Wie kann eine Natur beobachten und ihre Beobachtungen festhalten? Blogs, Listen, Facebook Gruppen… alles schön, aber diese Beobachtungstechnik hat mir den Kopf weggeblasen.

Genau genommen ist es eine Reihe von Beobachtungs- und Aufzeichnungstechniken, die John Muir Laws in diesem Video vorstellt. Ich habe es für euch Übersetzt (Puh, das war vielleicht eine Arbeit).

Das Naturtagebuch

John bespricht

  1. Tagebuchelemente, die Zusatzinformationen einbauen und
  2. Erkundungstechniken, die  deine Art und Weise eine Beobachtung zu betrachten verändern.

Er zeigt wie die Techniken funktionieren, wo sie eingesetzt werden könnten und wie man sie trainiert.

Das coole ist, egal ob du dich mehr für Pflanzen, Tiere oder Landschaften interessierst, es ist für alle was dabei. Und nicht nur das, fast alle Techniken lassen sich auf allen Gebiete anwenden und Johns Begeisterung ist einfach ansteckend.

Anders denken

Die Techniken aus diesem Video haben mein Naturtagebuch von hier

Informationen sauber aufgeschrieben. Leider ist das für mich nicht sehr inspirierend.

nach hier

Die Informationen sind immer noch da, nur jetzt auch visuell verknüpft.

gebracht.

Aber das ist mehr als eine grafische Aufhübschung. Durch die Visualisierungstechniken hat sich auch meine Art zu denken verändert. Dadurch, dass ich mir überlege, wie ich etwas darstellen könnte, nehme ich viele verschiedene Perspektiven ein, noch bevor ich den Stift auf’s Papier setze.

Neue Perspektiven in meinem Naturtagebuch.

Ich sehe nicht mehr nur z.B. eine Erosionsfläche vor mir, sondern gehe im Kopf durch wie sie von nahe und weiter weg aussieht (rein- und rauszoomen), wie sie sich von anderen Unterscheidet (Vergleich), wie sie entstanden ist (Zeitreihe) oder wie sie von oben aussieht (Karte).

Je mehr Beobachtungstechniken ich kenne, desto besser. Denn schon bevor ich anfange zu zeichnen nehme ich verschiedene Perspektiven ein. Soll ich rein- und rauszoomen oder lieber eine Zeitreihe machen? Warum eigentlich nicht gleich beides?

„Eh kloa!“

Tagebuchelemente wie Fragen zu stellen und Beobachtungen aufzuschreiben haben es in sich. Am Anfang dachte mir es wäre ziemlich banal und offensichtlich, sich einfach Fragen aufzuschreiben: „Warum wachsen hier Lupinen und hier nicht? Hier sind Steine, hier oben wächst kein Wald.“

Erste Zeichnung: eine Landschaft. Hier habe ich die ursprüngliche Zeichnung noch um den Vergleich mit einem anderen Hügelabschnitt erweitert. Mir ist aufgefallen, dass sehr viele Lupinen wachsen und ich habe viel über das Wuchsverhalten von Lupinen und ihre Beziehung zu anderen Pflanzen gelernt.

Ich sehe doch, dass dort kein Wald wächst, warum also aufschreiben? Doch durch die visuelle Verknüpfung haben sich all die „banalen“ Fragen und Beobachtungen verbunden. Dadurch bleiben sie in meinem Kopf, bis ich vielleicht ein paar Tage später, beim nächsten Ausflug, ein neues Element der Beobachtung entdecke.

Die Wahrnehmung schärfen

Durch das Zeichnen nehme ich mehr Dinge wahr, wie wenn ich sie nur aufschreibe. Die Zeichnung

  1. bringt mich dazu langsamer zu werden und
  2. ich kann nur das zeichnen, was ich wahrnehme.

Das heißt die Zeichnung bringt mich dazu ein Objekt, im Rahmen der Darstellungstechnik, vollständig zu betrachten.

Zweite Zeichnung: Nachdem mein Interesse für Lupinen geweckt war, habe ich mich für eine Zeitreihe entschieden. Ohne die Blüte genau zu betrachten, kann ich sie nicht zeichnen. Wenn man sie genauer betrachtet, fallen einer Dinge auf, die eine vorher nicht gesehen hat.

Inspiration finden

Beim Zeichnen der Lupine ist mir aufgefallen, dass die Blüten während dem Prozess die Farbe verändert haben, was mich gleich zu einer weiteren Erkundung inspiriert hat. Welche Blütenfarben haben Lupinen? Diese Zeichnung hat mich wiederum zu neuen Fragen inspiriert.

Dritte Zeichnung: hier habe ich verschiedene Blütenfarben verglichen. Das hat mich zu der Frage gebracht, warum sie unterschiedliche Farben haben. Wechseln sie etwa ihre Farbe, wenn sie befruchtet worden sind?

Vielleicht denkst du dir jetzt „Woah, die ist so schlau, auf die Idee würde ich nie kommen.“ Sehr schmeichelhaft für mich, aber ich bin mit der Fähigkeit nicht auf die Welt gekommen. Dieser Prozess: von der Landschaft, zur Öffnung der Blüte, zur Verteilung der Blütenfarben wurde durch dieTagebuchelemente und Beobachtungstechniken aus dem Video eingeleitet und erleichtert. Es ist wie von einem Handbohrer auf einen Akkuschrauber umzusteigen.

Ein weiterer Vorteil dieser Techniken ist, dass sie die Kommunikation erhöhen. Es ist wie bei Präsentationen: beschreibende Bilder werden schneller verstanden als Text. Durch die von meinen Zeichnungen ausgelösten Gespräche bekomme ich dann gleich noch mehr Informationen.

Aller Anfang ist ein bissi gacki

Auch wenn du zeichnen kannst, ist es am Anfang wahrscheinlich ein bissi gacki. Ich bin es mehr gewohnt Menschen zu zeichnen, allerhöchstens noch eine technische Zeichnung von einem Objekt unter dem Mikroskop. Landschaften zu zeichnen war völlig neu für mich.

Aller Anfang ist schwer. Diesen Hügel hab ich wohl gründlich verpatzt. Zumindest aus ästhetischer Hinsicht. Gelernt hab ich trotzdem eine Menge!

Aber nach ein paar Mal hatte ich den Dreh raus.

Bei diesem Vulkan auf Island ist es schon viel besser gelaufen.

Und für alle, die meinen sie könnten nicht zeichnen, hat John einen tollen Tip: macht euch keine Sorgen um schöne Bilder. Die kommen später ganz von selbst. Zeichnet stattdessen einfach Diagramme und es macht wieder Spaß.

Hast du auch ein Naturtagebuch? Welche Beobachtungstechniken verwendest du?

3 Gedanken zu „Ein Naturtagebuch führen“

    1. Hey Danke! Freut mich, dass dich der Artikel motiviert!

      Ich hab mal auf einer meiner Reisen das billigste Buntstift-Set, das ich finden konnte, gekauft: 36 Buntstifte von Pelikan. Es gab dort nicht viel Auswahl und mir war wichtig, dass sie kompakt sind (nur ca. 10cm lang) und billig. Ich war mir noch unsicher, ob ich überhaupt Farben verwenden möchte, weil ich seit langem nur mit Bleistiften gearbeitet habe. Ich würde mal sagen, dass eine auch mit 18 Farben gut auskommen würde, die meisten Farben aus dem Set habe ich nämlich noch nie verwendet. Alle Buntstiftbilder aus dem Artikel habe ich mit diesen Buntstiften gezeichnet.

  1. wow, jepp Respekt, dein Naturtagebuch schaut nicht nur hamma sondern auch sehr berreichernd (in jeglicher Hinsicht die sowas bereitstellen kann) aus. Ich hab sowas ähnlich – war mehr reflektiv als direkt im Moment – früher mit Vogelgebieten gemacht, die ich besucht hab, bin dann aber irgendwann auf PC umgestiegen… die liebe knappe Zeit

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