Pflanzen bestimmen – Teil 2

Wenn mensch noch nie mit Bestimmungsbüchern gearbeitet hat sind sie ziemlich kompliziert. Unlesbarer als Keilschrift und unverständlicher als Althochdeutsch. Um sie etwas zu entzaubern gibt es hier ein schnelles Beispiel, wie mensch eine Pflanze bestimmen kann.

Nach der theoretischen Einführung geht’s jetzt in die Anwendung. Aus der Wiesenmischung die ich im Garten gesät habe ist leider nicht viel geworden. Ganze zwei Pflanzen haben sich gegen den Rasen durchgeboxt. Mal sehen was in diesem dubiosen Samenpäckchen drinnen war!

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Mal sehen was das ist. Pflanzenteile die ich für eine Bestimmung benötige.

Der Eingangschlüssel

Die Pflanze die ihr auf dem Bild oben seht liegt vor mir. Ich beginne mit dem Eingangsschlüssel und wähle immer eine von zwei möglichen Eigenschaften aus, die mich zum nächsten Punkt führen, an dem ich wieder zwischen zwei Eigenschaften wählen muss.

Wie du auf dem Bild sehen kannst ist die Pflanze (1) eine Landpflanze, (2) die krautig ist. Außerdem (3) produziert sie Samen und (4) hat grüne Laubblätter während der Blüte. (5) Die Blüte ist kein Korb und (6) keine Doppeldolde. Außerdem ist die Pflanze (7) nicht grasartig. Ihr Blütenstand ist (8) keine Ähre mit verdickter Achse und (9) der Stempel ist nicht gestielt. (10) Ihr Laubblattgrund hat eine häutige, den Stängel umhüllende Nebenblattscheide (siehe Teilbild e). Tadaaaa! Wir sind bei den Knöterichgewächsen gelandet!

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Ich beginne mit dem Eingangschlüssel

Die liebe Familie

Ich gehe also auf Seite 370 zu den Knöterichgewächsen. Und betrachte meine Pflanze noch genauer. Sie ist (1) nicht holzig und (2) hat ein Perigon mit fünf Blättern (siehe Teilbild f). (3) Der Grund des Laubblattstiels ist ohne Grubennektarium. Jedenfalls glaube ich das. Der Stiel ist einfach glatt, ohne irgendwas, das vielleicht ein Grubennektarium sein könnte (siehe Teilbild e). (4) Die Laubblattspreite ist pfeilförmig, und am Grund tief herzförmig und das Blatt ist zwar länger als breit, aber zweimal so lang wie die Spreite ist es nicht. Tadaaa! Es ist ein Buchweizen! Um die Art näher zu bestimmen schlagen wir (5b) Buchweizen nach.

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Na dann wollen wir mal genauer hinsehen.

Wer bin ich?

Hier wird es etwas knifflig. Das Perigon ist zwar 2-4mm lang aber es ist auch grünlich. Keine Spur von purpurrosa. Die Frucht ist jedoch eindeutig. Sie ist glatt und gleichmäßig. Daher entscheide ich mich für den Echt-Buchweizen und nicht für den Tataren-Buchweizen.

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Die Gattung umfasst in diesem Fall nur zwei Arten

Zurück zum Ursprung

In diesem Fall habe ich also ausgehend vom Hauptschlüssel gleich die Familie bestimmt. Von dort aus habe ich die Gattung und dann, in einem separaten Schlüssel, die Art bestimmt.

Wenn ich die Familie gleich als Knöterichgewächse erkannt hätte, dann hätte ich den Eingangsschlüssel ausgelassen und wäre gleich zum Familienschlüssel gegangen.

Beispiel
Bestimmungsgang im Beispiel des Echt-Buchweizens

Jetzt fängt der Spaß erst richtig an!

Jetzt, wo wir wissen, das die Pflanze der Echt-Buchweizen ist beginnt aber erst der Spaß. Erstens: geil, ich kann die Pflanze essen! Zweitens: wie kommt denn bitte ein Buchweizen in eine Wiesenmischung. Wer hat da herumgepfuscht?

Durch die Bestimmung von Pflanzen lassen sich also nicht nur zusätzliche Informationen zur Verwendung der Pflanze herausfinden, sondern auch Fehler bei der Saatgutmischung herausfinden.

Was hast du schon Interessantes beim Bestimmen von Pflanzen herausgefunden?